Seit Wochen sind sämtliche Begegnungsstätten für Geflüchtete in Hamburg geschlossen. Diese Orte bieten in normalen Zeiten eine wichtige Unterstützungsplattform für Menschen, die Kontakt suchen, einen Rat brauchen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten. Auch Hilfs- und Lernangebote von Freiwilligen in den Unterkünften finden jetzt nicht mehr statt. „Fast alles, was ehrenamtlich läuft, ist zunächst einmal gestoppt worden“, sagt Bettina Clemens, Referentin im Bereichs Migration, Flucht und interkulturelle Arbeit der Diakonie Hamburg.
In den Unterkünften fehlt Internetanschluss
Eine wichtige Aufgabe ihres Bereichs ist es nun, aktuelle Informationen zur Coronakrise in zahlreichen Sprachen für ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende bereitzustellen. „Wir nutzen jetzt andere Kanäle, um in Kontakt mit den Menschen zu bleiben“, berichtet Clemens. So fänden Beratungen nun vermehrt über Zoom, WhatsApp, Email oder Telefon statt. Auch Nicola Schulz-Bödeker vom Quartiersprojekt Niendorf/Lokstedt der Diakonie bestätigt das. Allerdings erfordere diese Art der Kommunikation schon fortgeschrittene Sprachkenntnisse und stelle deshalb für manche eine große Hürde dar. „Im persönlichen Gespräch lässt sich vieles einfach leichter klären.“
Außerdem gibt in den meisten Flüchtlingsunterkünften keinen Internetzugang, geschweige denn Hardware wie PCs und Drucker. All dies wäre in der aktuellen Lage jedoch wichtiger denn je, um beispielsweise beim geforderten Homeschooling nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Initiativen wie „Herzliches Lokstedt“ oder „Wir für Niendorf“ versuchen zu helfen, indem sie Schulmaterial ausdrucken oder telefonisch Schüler*innen unterstützen. „Aber das ist natürlich alles Flickwerk“, mein Schulz-Bödeker.
Ehrenamtliche gehören oft zur Risikogruppe
„Mein Eindruck ist, dass gerade viele abgehängt werden“, sagt Clemens. Sie geht auch davon aus, dass während dieses Ausnahmezustandes etliche Fristen versäumt und falsche Bescheide eingehen, sodass sich der Beratungsbedarf bei Geflüchteten danach stark erhöhen wird. Es wird schwer wieder aufzuholen sein. „Viele Freiwillige gehören aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe und müssen sich wahrscheinlich auch nach ersten Lockerungen weiterhin schützen“, meint Schulz-Bödeker. „Wir können noch gar nicht einschätzen, wie sich das längerfristig auf die Arbeit mit Geflüchteten auswirken wird.“
Links & Downloads
hamburgasyl – Arbeitsgemeinschaft kirchliche Flüchtlingsarbeit Hamburg