Bischöfin Kirsten Fehrs, ruft in ihrer Karfreitags-Botschaft dazu auf, Hass und Gewalt ohne Wenn und Aber zu überwinden.
„Karfreitag ist ein Tag, an dem die Trauer über das Leid in der Welt und über die Verluste unseres Lebens ihr Recht bekommt. Es ist ein Tag des Mitgefühls, ja der Mitleidenschaft angesichts all des Terrors und der Kriege weltweit,“ so die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Furchtbar, was die Menschen in der Ukraine täglich aushalten und was so viele Israelis in ihrer Angst um die Entführten erleiden! Die Eskalation der Gewalt fordert unentwegt weitere Opfer, und Tausende im Gazastreifen leiden Hunger. Wann hat das alles bloß ein Ende?“
In ihrer Botschaft zu Karfreitag erinnert Kirsten Fehrs daran, dass der Schmerzensmann Jesus die Qual für alle Leidenden dieser Welt auf sich nimmt. „Indem wir der Leiden Jesu gedenken, nehmen wir zugleich all die ins Herz, die in diesen Tagen gefoltert, verhöhnt, entwürdigt, gekidnappt, in Kellern gefangen gehalten und unschuldig ermordet werden.“ Es sei wichtig, berührbar zu bleiben und die Trauer über zerstörtes Leben zuzulassen. „Wir Menschen sind empathische Wesen, die sich erschüttern lassen, die mitleiden und die aus gemeinsam vergossenen Tränen neue Hoffnung schöpfen können.“
Weniger „ja, aber“ und mehr „ja, und“
Bischöfin Fehrs kritisierte zugleich eine Relativierung von Hass und Gewalt. „Leid darf nicht gegen anderes Leid aufgewogen werden“, so die Bischöfin. „Weder rechtfertigt der jahrzehntelange Nahostkonflikt die Gräueltaten der Hamas noch kann der Kampf gegen den Terror die Tötung unschuldiger Zivilisten entschuldigen.“ Die Herausforderung liege darin, jeweils den Opfern und ihren Angehörigen zuzuhören, ohne in relativierende Begründungen zu verfallen. „Nur so gelingt Empathie, nur so werden wir zugänglich für Argumente und Sichtweisen der anderen.“
„Auf den gemeinsamen Kern besinnen“
Der Karfreitag sei ein Aufruf, innezuhalten und angesichts des Todes über die Vernichtung menschlichen Lebens zu trauern. „So unterschiedlich Überzeugungen auch sein mögen, wir sollten uns auf den gemeinsamen Kern besinnen“, sagt Bischöfin Kirsten Fehrs. Das Leben achten und schützen, einander mit Liebe und Respekt begegnen – unabhängig von Religion, Herkunft oder Weltanschauung. „Der Foltertod Jesu mahnt uns entschieden dazu, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten, und damit dem Frieden und der Barmherzigkeit den Weg in unsere Welt zu ebnen. Und ja, mit Hass und Gewalt sollten wir uns niemals abfinden!“
Kreuzwege in Norddeutschland
Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende nimmt am Karfreitag an der ökumenischen Kreuzweg-Prozession in Lübeck teil. Auch in Hamburg wird es wieder einen Kreuzweg für die Rechte von Geflüchteten geben.